Sockets & Shanks!

Kennen Sie die? Wenn nicht, dann sollten Sie auf keinen Fall weiterlesen! Tun Sie sich das nicht an, und beginnen Sie ja niemals in Ihrem Golferleben darüber nachzudenken! Lochen, heften und legen Sie diese beiden Begriffe einfach im Ordner „Golfmythen“ ab.

Alle anderen kennen das Leid, denn es gibt in keiner Sportart etwas Schlimmeres, als den allseits gefürchteten Socket (engl. Shank). Kurz zur Erklärung: ein Socket wird ein Treffer genannt, den man nicht mit der Schlagfläche, sondern mit der Hacke des Schlägers trifft. Dieser Ball verabschiedet sich dann im rechten Winkel auf Nimmerwiedersehen ins Gebüsch … Sie müssen sich das Gefühl nach so einem Schlag vielleicht so vorstellen, als wenn Thomas Müller beim Stand von 0:0 in der 119. Minute eines WM-Finales gegen Holland beim Elfmeter anläuft, dann stolpert, mit dem Gesicht auf den Ball fällt, und sich dann direkt übergibt. Ein zweiter Socket ist dann das 0:1 nach Wiederanpfiff in der 120. Minute. Und ein Dritter (wenn er noch spielen würde): … durch Arjen Robben!

Als, wer die Teile bisher nicht in seinem Repertoire hatte, sollte möglichst viel Abstand zu Erzählungen halten. Ebenso zu Spielern, die gerade akut infiziert sind. Man kann das gut auf Clubhausterrassen beobachten. Während der oder diejenige gerade ihr Leid klagen, sitzt zumeist nur ein einziger, tapferer Zuhörer dabei. Die anderen halten Sicherheitsabstand, als wenn er gerade über seine akute Affenpocken-Infektion sprechen würde.

Die Krönung sind dann noch diejenigen, die groß philosophieren, dass sie es auch mal hatten, und wie sie es dann wegbekommen haben. Ich hatte selbst vor vielen, vielen Jahren so eine Phase. Fürchterlich. Ich habe dabei den Fehler gemacht, jeden Tipp wie ein Schwamm aufzusaugen und umzusetzen. Der häufigste Tipp dabei: „Du musst weiter weg stehen.“ Was für ein Quatsch! Ich stand zum Schluss so weit weg, dass ich mir schon einen Kippschutz vor die Schienbeine stellen musste. Das sah so bescheuert aus, dass ich mich in meiner Verzweiflung schon auf die Suche nach Schlägern mit ausgefräster Hacke gemacht habe.

Damals habe ich mich bei einem Punktspiel so zerlegt, dass ich nur noch driven und chippen konnte. Sensationell! Abschlag, Chip mit Eisen 7, Chip mit Pitching Wedge. Wenn Bunker, dann raus putten. Wieder Abschlag, Chip mit Eisen 7 usw. usf … Die Flightpartner, die noch nie socketiert hatten, dachten, dass ich meine Tabletten morgens nicht genommen hätte. Diese Runde war mit Abstand die schlimmste meines Lebens! Diese fremdschämende Stille und das Mitleid in Ihren Handlungen und Gesten, lassen mich heute noch erschaudern. Es ist ein sehr erniedrigendes Gefühl, wie vom Golfgott geteert und gefedert zu werden!

Aber ich möchte nicht weiter über mein damaliges darüberschreiben. Vielmehr gibt es da noch eine Story, die einen Bekannten von mir betrifft. Der Typ ist ein Kerl wie ein Baum. Er war in militärischen Spezialeinheiten und hat höchst gefährliche Munitionsentschärfungen in Krisengebieten vollzogen. Bei seiner ersten Punktspielrunde hat er damals auf der ersten Bahn eine 11 gespielt (ein kurzes Par 4 ohne große Hindernisse). Die Frage nach der Runde, was denn los gewesen sei, beantwortete er mit den Worten: „Ich habe direkt auf der Bahn 1 begonnen zu socketieren, ich habe gezittert wie Espenlaub.“ Wahnsinn, diese Sockets lassen einen Killertypen mit einem einzigen Schlag zu Minnie Maus mutieren …

Das Schlimme an den Sockets ist, dass Dir niemand helfen kann auf der Runde. Und sie sich nie ankündigen! Du schlägst auf einem Par 5 einen 220 Meter Drive, dann ein wunderbares Eisen 6 als Transportschlag und hast noch einen 110 Meter Pitch ins Grün. Die Sonne brennt vom Himmel, dein Rhythmus ist entspannt. Du liegst nach 6 Löchern bereits ausgezeichnet im Rennen. Gute Thermik, also nimmst Du das Gap Wedge. Rechte Seite anspielen, weil das Grün ein wenig hängt. Gute Ansprechhaltung, ein Lkw voller Selbstvertrauen steht direkt hinter Dir auf Deiner Tasche. Ausholbewegung, Durchschwung: KNACK, PLONG, ZISCH und PLATSCH ins Wasser der rechts kreuzenden Bahn! Hääää? Selbstvertrauen? Für 2 Monate im Eimer. Mindestens.

Ich habe seit Jahren keine Sockets geschlagen, und hoffe, dass dies auch nach dem Artikel so bleibt. Denn, wie alle Socket-Leidenden wissen: „Karma is a Pitch“.

von A.M.